Ein Lokporträt der Baureihe 180
"Knödelpresse" & "Bastard"
DR   BR 230
    DB   BR 180
        ČSD/ČD   BR 371/372
230 018 mit CSD-Messwagen & CSD 372 014 Bw Bln Lichtenberg; Foto Lutz Zschage

Von der Entwicklung zum Prototyp

Mit der fortschreitenden Elektrifizierung der Inlandsstrecken der DR, entwickelte sich in den 80er Jahren ein Bedarf an einem grenzüberschreitenden elektrischen Betrieb zwischen DR und ČSD. Seit dem 23.05.1982 war der für den internationalen Güterverkehr wichtige Güterbahnhof Seddin und ab 30.09.1984 der Fernbahnhof Bln-Lichtenberg am Netz. Züge nach Südeuropa mussten jedoch in Bad Schandau oder Dresden umgespannt werden. Gleiches traf für die tschechische Seite und die Bahnhöfe in Děčin zu. Da beide Bahnverwaltungen ihre Strecken mit unterschiedlichen Stromsystemen betrieben, wurde eine Zweisystem-Lokomotive benötigt. Auf dem DR-Abschnitt Schmilka - Staatsgrenze waren die Elektrifizierungsarbeiten seit dem 13.12.1986 beendet, der Abschnitt Děčin - Staatsgrenze folgte ein Jahr später.

Der Lokomotivbauer in der DDR, das LEW Hennigsdorf, war mit der Entwicklung und dem Bau der E-Lok BR 243 (heute BR 143) und Exportaufträgen mehr als ausgelastet. Diverse Erfahrungen beim Bau von Zweisystem-Lokomotiven hatte man im tschechischen Lokomotivwerk bei Škoda in Plzeň bereits gesammelt. Allerdings mußte für das deutsche Stromsystem 15 kV 16 2/3 Hz Neuland betreten werden.

Die Entscheidung fiel zugunsten der Škoda-Werke in Plzeň. Als Basis bot sich die ČSD-Baureihe ES 499.1 an, von der bereits Gleich- und Wechselstrommaschine sowie Zweisystem-Lokomotiven entwickelt wurden, die über die Systemgrenze des 3 kV Gleichstromnetzes und des 25 kV 50 Hz Wechselstromnetzes verkehrten. So wurde die Škoda-Werktypen 55E & 69E (heutige ČD-BR 363) Grundlage für die neue Zweisystemlokomotive. Am Bau wurden auch DDR-Betriebe beteiligt, die insbesondere für den 15 kV 16 2/3 Hz-Teil (Haupttransformator, Wechselstromhauptschalter) verantwortlich waren.

Das vereinbarte Betriebsprogramm sieht die Beförderung von Schnellzügen mit 750t Masse bis zu einer Steigung von 5 Promille mit 120 km/h und bei Güterzügen mit 1.650t Masse noch mit 80 km/h vor.












© Lutz Zschage  •  Berlin  •  DSO-Nick "Streckenlaeufer"